Neue AML Berufsrettung Wien

Die MA70 hat nun mit 1.7. neue medizinische SOPs eingeführt nach welchen nun für Sanitäter zwingend zu verfahren ist. Im Rahmen dessen wurden auch die neuen Arzneimittellisten eingeführt welche ebenfalls entsprechend der Algorithmen anzuwenden sind (sobald die verpflichtende Schulung auf SOPs+AML erfolgt ist).

AML1:
ASS 250mg p.o. - ACS
Midazolam intranasal via MAD - anhaltender zerebraler Krampfanfall (ab 8j)
Diazepam rektal - anhaltender zerebraler Krampfanfall (ab 1j)
Epinephrin Autoinjektor - Anaphylaxie (ab 3j)
Epinephrin inhalativ (Verneblermaske) - Anaphylaxie (ab 3j) wenn Autoinjektor nicht verfügbar + Laryngitis + Epiglottitis + Inhalationstrauma mit inspiratorischem Stridor
Naloxon intranasal via MAD - Opioidintoxikation mit Atemdepression
Paracetamol rektal (6m bis 8j) bei Laryngitis + Fieberkrampf wenn >38,5°C
Salbutamol&Ipratrpiumbromid (Combivent) inhalativ (Verneblermaske) (ab 18j) Akuter Bronchospasmus + Inhalationstrauma mit Spastik

AML2:
Amiodaron i.v. (keine Alterbeschränkung) - im Rahmen der CPR entsprechend ERC-ALS
Epinephrin (L-Adrenalin) i.v. (keine Altersbeschränkung) - im Rahmen der CPR entsprechend ERC-ALS
Epinephrin i.m. - Anaphylaxie (ab 3j)
Diphenhydramin i.v. - allergische Reaktion und Anaphylaxie (ab 2j)
Glucose 10% i.v. - Hypoglykämie <50mg/dl mit Bewustseinstrübung (keine Altersbeschränkung)
kristalloide Infusionslösung i.v. - zum Offenhalten des Zugangs + v.a. Hypovolämie bei CPR + Trauma-CPR + Anaphylaxie + Hypotonie + Bewusstseinsstörungen/Bewusstlosigkeit + traumatische bedrohliche Blutung + GI-Blutung + akute gynäkologische Blutung + Hyperglykämie + Hyperthermie (warme Infusionslösung) + Alkoholintoxikation mit Bewusstseinstrübung + großflächige Verbrennung/Verbrühung (keine Altersbeschränkung)
Urapidil i.v. ab RR >200syst. - hypertensiver Notfall + Lungenödem mit hypertensiver Entgleisung + Stroke mit hypertensiver Entgleisung (keine Altersbeschränkung)
Lorazepam i.v. - zerebraler Krampfanfall (ab 18j)
Midazolam i.v. - zerebraler Krampfanfall (ab 18j)
Tranexamsäure i.v. - bedrohliche nicht stillbare Blutung + akute gynäkologische Blutung ​+ SHT2 + Trauma-CPR mit ROSC (ab 1j)
Naloxon i.v. - Opiatintoxikation mit Atemdepression (keine Altersbeschränkung)
Methoxyfluran inhaltiv mit Hand-Inhaler - traumatisch bedingter Schmerz + Viszeralschmerz ab NRS >=4 (ab 18j)
Paracetamol i.v. - Schmerzen ab NRS >=4 (ab 12j)

desweiteren Teil der Arzneimittelliste 2, darf allerdings nur mit entsprechender Zusatzausbildung (Theorie+Praxis+Test, Voraussetzung für die Zulassung zu der Schulung = absolvierter NKI) angewandt werden:
Midazolam i.v. - im Rahmen der Sedierung mittels Ketanest S bei traumatischen Schmerzen NRS >=6 (KetanestS-Algorithmus ab 12j)
Flumanezil i.v. - Antidot bei einer bezodiazepininduzierten Atemdepression im Rahmen der Analgesie (KetanestS-Algorithmus ab 12j)
Ondansetron i.v. - Übelkeit+Erbrechen im Rahmen der Analgesie mittels Methoxyfluran oder KetanestS (ab 12j)
Esketamin i.v. - traumatisch bedingte Schmerzen NRS >=6 (ab 12j)

Für den NKI wurde die CPAP(+ASB)-NIV-Beatmung freigegeben für: Lungenödem mit respiratorischer Insuffizienz + Akuter Bronchospasmus mit respiratorischer Insuffizienz + CO-Intox mit respiratorischer Insuffizienz (kein ASB).
Im Rahmen der CPR kann bei ETI bei Erwachsenen die maschinelle CCSV-Beatmung angewendet werden.
Im Algorithmus der notärztlichen Narkose (RSI) wurde nun klargestellt, dass die Intubation nun an den NKI delegierbar ist.
Ebenso ist beim bewusstlosen Bolus-Patienten eine Fremdkörperentfernung mittels Magill-Zange unter Laryngoskopie zu versuchen.

Das teilweise neue Equipment (Methoxyfluran, Paracetamol-Infusion, Tranexamsäure, Flumanezil, Ondansetron, Esketamin, NIV-Masken) ist derzeit noch nicht auf den RTWs vorhanden, die Ausrollung erfolgt sobald ein entsprechender Prozentsatz der MitarbeiterInnen auf die neuen AML/SOPs geschult sind.

Dazu fällt mir nur ein Wort ein:
[size=200]BRAVO!!![/size]

Das sind schon schöne Voraussetzungen für einen professionellen RD.

Das klingt sehr sinnvoll und schlüssig. So kann man arbeiten.

Ich bin mir aber nicht ganz sicher, sie das mit dem SanG zusammengeht. Aber da werden sich eure Vorderen schon Gedanken darüber gemacht haben.

Wir kämpfen übrigens grad drum, dass bei der Disposition des RD-Events dem NKV-SEW ggü. dem RS-RS-SEW der Vorzug gegeben wird und langwierigere KTPs genau diese nicht machen um verfügbar zu sein.
Die Unterschiede sind fast größer als ganz Österreich zusammen ???

Nachdem sich das erste Staunen über die neue 70er AML etwas gelegt hat, hab ich doch noch ein paar Fragen dazu:
-Was ist aus den Kortikoiden geworden? Hab letztens in einem 70er Hefterl gelesen, dass es für die Anaphylaxie jetzt schon vorgesehen ist
-Warum ist das Methoxyfluran auf der 2er und nicht auf der 1er Liste? Wenn ich das ganze so überfliege, ist der einzige unterschied, dass die Medis auf der 2er „Invasiv“ gegeben werden, die auf der 1er nicht. Dem entsprechend hät ich das Pfeiferl jetzt auf der 1er vermutet.

Was mir extrem Positiv auffällt, ist die „Redundanz“ die man sich überlegt hat. Für die meisten Medis gibts einen 2. Zugangsweg.
Ich kann nur hoffen, dass das Ganze schnell auf alle Wiener HiOrgs ausgerollt wird.

Das würd in meiner Gegend so ziemlich ALLE KT´s betreffen, und das wär ja dann ganz böse :smiling_imp:

Ich finde die neuen AMLs auch sehr gelungen und hoffe ebenfalls, dass die neuen AMLs auch zu den anderen HiOrgs kommen.

Das einzige was mir noch zusätzlich aufgefallen ist: Ist Fenoterol (Berodualin) jetzt gestrichen worden? Gibt es SOPs für den Bronchospasmus für Kinder dann?

War bei der MA70 viel früher mal auf den AML und ist so wie überall rausgeflogen. Es gab da wohl Bedenken im Sinne der rechtlichen Deckung, da die Wirkung erst mit deutlicher Verzögerung eintritt und medikamentöse Therapien für Sanitäter gemäß SanG einer unmittelbaren Gefahrenabwehr dienen müssen.
Die aktuellen SOPs sehen sowohl beim Bronchospasmus als auch bei der Anaphylaxie bzw. allergischen Reaktion eine Kortikoidgabe vor, aber nur durch den NA.

Ich nehme an, die rechtlichen Bedenken im Bezug auf die Kortikoidgabe sind bis heute nicht ausgeräumt, weshalb es sie wohl weiterhin nicht gibt.

Der Analgesiealgorithmus sieht prinzipiell zuerst eine i.v. Paracetamolgabe vor, Methoxyfluran bei Trauma/Viszeralschmerz bzw. KetanestS/Midazolam (nur mit Zusatzausbildung) bei Trauma sind eine weitere Eskalationsstufe. Ich vermute deshalb findet es sich auf der AML2. (Der geschätzte Kollege der RAK - den irgendein anderer SanForum-Leser leider mittels Drohungen vertrieben hat - hätte dazu wohl mehr sagen können)

Die Redundanz und vor allem auch Aufwertung des NFS ohne NK im Bezug auf die Arzneimittelgabe sehe ich quasi auch als Zugewinn durch die Gespräche der ChefärztInnen von MA70/ASB/RK/JUH über - nun weitgehend offensichtlich gescheiterte - „gemeinsame Arzneimittellisten“. Anscheinend haben nur ASB und JUH die ursprüngliche „gemeinsame Version“ übernommen, beim RK hat offensichtlich jeder LV sein eigenes Süppchen daraus gekocht (wer hätte das erwarten können :smiling_imp: ), die MA70 ist über den gemeinsamen Nenner deutlich hinausgegangen (nicht nur die Analgesie, sondern auch das inhalative Suprarenin, mehr Indikationen für die Tranexamsäure, breitere Indikation für eine kristalloide Infusionslösung, Uradipil bei hypertensivem Stroke).

Berodualin gab es bei der MA70 leider nie und nein für den Bronchospasmus bei Kindern gibt es leider keinen Algorithmus. Für Sanitäter sind beim kindlichen Bronchospasmus gemäß der neuen SOPs keine Medikamente freigegeben.

Ich war mal so frei und hab das Thema geteilt

Die JUH hat TXA überhaupt nicht freigegeben.

RR-Senkung bei Stroke find ich äußerst tricky…

Interessant und ist auf den ersten Blick durchaus gut.

Was mir gefällt ist das eine Schmerztherapie nun auch (je nach Ausbildung mit steigender Potenz) möglich ist, was NEF Einsätze zur Schmerztherapie vermindert.

Beim ASB ist die RR-Senkung beim Stroke auch freigegeben. Eine Indikation ist RR > 200 mit neurologischen Defizit

Wie schaut die nötige Fortbildung für die Schmerztherapie aus? Weiß das wer?

Edit: Hab mich selbst informiert… Ist nur ein Webinar für die NKI-ler… Ohne Test und geht scho.

Stimmt nur nicht ganz. Nur die Einschulung auf SOP/AML1/AML2 gibt es jeweils als Webinar.
Das ist NICHT die Zusatzausbildung für den KetanestS-Algorithmus. Es stimmt schon was ich geschrieben habe.

Ok! (y) Nachdem die diversen ÖRK-Varianten und auch die ASB-Version dort schon diskutiert wurde, dachte ich es passt dazu. :wink:

Schaut ja sehr fein aus - bin gespannt, in welchem Umfang sich das auf den jeweiligen Listen wiederfindet.

Möglich. Ich hab die Info von einem 70er bekommen. Der hat mir das so gesagt.

Find ich gut von der MA70, echt sinnvolle AML, zeigt halt noch immer wie professioneller Rettungsdienst geht.
Nur: wieviele hier (auch Wiener) sich über das Grazer Medizinercorps aufgeregt haben, „die „AML 2a“ in Verbindung mit dem Rettungsmediziner (=NKI, bzw mehr Schulung, Prüfung) ist illegal! Nicht so vorgesehen!“ etc.
…und jetzt macht die MA70 quasi das Gleiche :smiley:

Zu diesem Thema gibt es allerdings mittlerweile ein Rechtsgutachten:
https://www.oegern.at/wp/wp-content/uploads/ÖGERN-Stellungnahme-zur-möglichen-differenzierten-Freigabe-von-Arzneimitteln-an-Notfallsanitäter-mit-Notfallkompetenzen-05-2020.pdf

Ist das Keta/Mida für die NKI jetzt eigentlich die endgültige Variante oder eine Art Beta-Test, bevor man es an alle NKV ausrollt?

Wie gesagt: Der Keta/Mida-Aglorithmus inkl. Flumanizil&Ondansetron ist nur nach einer theoretischen+praktischen Zusatzausbildung (mit Überprüfung) freigegeben. Diese Zusatzausbildung wird nicht verpflichtend sein und die Mindestvoraussetzung für die Anmeldung ist eine abgeschlossene NKI-Ausbildung.
Das ist kein „Beta-Test“. Der „Beta-Test“ lief mit den FISUs welche die heutigen Algorithmen der AML1+2 vergangenes Jahr nach Absolvierung einer Zusatzausbildung, unter Aufsicht der medizinisch-fachlichen Leitung provisorisch freigegeben hatten.

Naja, das mit den Fisus war wohl eher der Alpha Test :wink:
Ich kanns verstehen, dass man hochpotente Schmerzmittel auf einen kleinen, sehr gut ausgebildeten Kreis beschränken will, finds aber dann schwierig, diesen Mehrwert an den Patienten zu bringen.
Weil ganz ehrlich, wo brauch ich als Sani potente Schmerzmittel? Hauptsächlich beim Alpha/Bravo-Codes und kaum bei Delta Einsätzen wo eh gleich Fisu,NEF und Hubi mit dabei sind.
Wirklichen Mehrwert für den Patienten bringts also nur, wenns großflächiger Ausgerollt wird.
Ich kann mir kaum vorstellen, dass die LST in Zukunft forciert Analgesie-NKI-RTW zu 17A1 schicken wird.

Gibts eig. irgendwo eine Liste was die ganzen Codes bedeuten? Ich hab nämlich keinen Dunst wovon ihr da schreibt :laughing: