Unterziehwesten

http://kurier.at/chronik/wien/stichschutz-westen-fuer-die-rettung/213.085.920

Wirklich so schlimm oder halt typisch AUF?

Ich bin in zehn Jahren RD in Wien einmal tätlich angegriffen worden, das war zu Silvester, der Patient hat mich ein bissl unerwartet (weils der eines anderen Rettungsteams war) gehaut. War betrunken und wasweißichnochwas (Der Patient, nicht ich)
Klar, man fängt zum Grübeln an, ob es einem das wirklich wert ist, in der Freizeit seine Gesundheit zu riskieren, dieses mal wars nur die Faust, was wär wenn er ein Messer (keins für die Butter) dabeigehabt hätte, usw… Hat eine Zeitlang an mir genagt, allerdings wären wir dann wieder bei Aluhut und gar nicht mehr außer Haus gehen, etc.
Was ich damit sagen will. Ich halte „einmal eine kassieren“ zwar für einmal zuviel, allerdings auch für einen guten Schnitt und ein schönes Beispiel für eine Stadt, in der ich mich auch im Dienste sehr sicher fühle.
Aber werden wir konkret.

Hab auch solche Handschuhe, sie geben einfach ein sicheres Gefühl beim Umlagern eines Patienten, bei dem ich mir nicht ganz sicher bin, was der so in seinen Hosentaschen hat. Und neben die Wohnungstür stell ich mich seit vielen Jahren und bring das Praktikanten auch so bei. Eher mehr wegen nicht weggesperrter Wauzis. Da bringt mir eine Stichschutzweste auch nix. Da gehts einfach auf Nummer sicher.

Nicht mal abschnallen!

interessanter thread.

lustigerweise hat vor kurzem auf Facebook in der sanitätergruppe (lederwasch) jemand ein Produkt gepostet.
eine „überziehweste“ mit schlag und stichschutz „Eigenschaften“.

http://www.guekon.de/rettungsdienstenotaerzte/einsatzwesten/stich-und-schlagschutzweste-leuchtrot/navy

ich fürchte halt, dass bei der kaufentscheidung der preis vor schutz gehen wird.

(Anmerkung von mir: " diese weste ist nicht die beste")

Ich eine Weste daheim liegen, die hab ich mir vor Jahren besorgt da ich damals im außer europäischen Ausland einige Dienste gemacht habe und dort war es notwendig diese zu haben.
Seitdem liegt die verpackt im Schrank und ich hätte bis jetzt nie eine gebraucht, ich denke wenn man auf Situationen vorbereitet ist und sich nicht Hals über Kopf in Situationen stürzt kann man vorher abschätzen wie es sich entwickelt und im Zweifel steif ich nicht aus oder zieh mich zurück und warte auf die sicherheitswache.

Nun es gibt schon regelmäßig Fälle wo Sanitäter verbaler und zum Teil auch körperlicher Aggression begegnen.

Die nun angeführte Diskussion ist allerdings meiner Meinung nach leider bewusst unsachlich veranlagt (von beiden Seiten).

UNTERZIEHwesten kann die Dienststelle gar nicht verbieten, denn was UNTER meiner Dienstkleidung ist, sieht ja auch keiner. Es soll auch zwei Kollegen geben, die angeblich bereits Dienst mit einer Unterziehweste versehen. ÜBERZIEHwesten lehnt die Dienststelle jedoch wegen dem provokativ wirkenden Äußeren ab.

Unterziehwesten sind vom Sicherheitsaspekt natürlich das beste, allerdings müssen Sie von Dienstbeginn bis Dienstende getragen werden. Also bei aller Liebe, nein ich sehe mich weder so gefährdet noch habe ich irgendeine Lust bei 35°C im Schatten mit einer Unterziehweste und einem Polo-Shirt drüber rumzulaufen. - Nun wer das möchte, soll das tun - ich finde es überflüssig.

Sinnvoller wäre jedoch ähnlich den Warnwesten (Übergangslösung bis zur Einführung der neuen Uniformen in Tagesleuchtfarbe) Überziehwesten welche ich entsprechend einer SOP bei Einsätzen in denen erhöhtes Gefährdungspotential herrscht (Raufhandel, Messerstecherei, unklares Geschehen in/vor Lokalen, tobende Psychose, etc.) selbige anziehen kann/soll.
An Absurdität gewinnt die Diskussion allerdings, wenn man weiß, das gerade von den Personen die nun am lautesten nach Schutzwesten rufen die Angebote der Dienstelle (1wöchiger Deeskalationsmanagement-Kurs inkl. Befreiungstechniken - in der Dienstzeit und auf Kosten der Dienststelle) meist nicht wahrgenommen werden, das gerade diese Personen auch die künftige Uniform in Leuchtfarben am lautesten ablehnen, das es auch diejenigen sind, die am liebsten komplett in Dunkelblau rumlaufen würden und auch schon jetzt ohne Warnweste auf der Autobahn rumlaufen… - Nun ich wage zu versprechen: Die werden zuerst irgendwo überfahren, bevor sie von irgendjemandem abgestochen werden. - Ergänzend sind auch in dieser Personengruppe einige zu finden, welche entgegen der Anordnung oft ohne Funkgerät am Einsatzort rumlaufen (den Schaß homma früher a ned braucht) - welches mir mittels Knopfdruck einen Notruf nach der Polizei ermöglicht.

Gerade der Deeskalations-Kurs bietet wichtige Aspekte des Selbstschutzes - und das ist die Prävention - Gefahren rechtzeitig zu erkennen und so weit wie möglich zu vermeiden sich in eine gefährliche Situation zu begeben. Sehr wohl würde ich mir zu diesem Basiskurs jedoch auch Aufbaukurse, z.B. auch mit mehr Inhalten der Selbstverteidigung (Abwehr von Schlägen, etc.), aber auch des gezielten Erlernen von „talking down“ Techniken, etc. wünschen.

Zurück zu den Schutzwesten… - Die im Artikel beschriebene Einsatztaktik des „nicht direkt vor der Tür“-Stehens habe ich 2009 schon beim NFS Kurs des ASB NÖ beim Thema Selbstschutz/Sicherheit gelernt, das ist also nichts besonderes neues - aber bitte. - Ja bei einigen Dingen bleibt ein Restrisiko. Ja in manchen Einsätzen fühlt man sich trotz Polizeipräsenz subjektiv nicht hunderprozentig sicher, hier kann man eventuell noch Dinge verbessern. Völlig absurd ist jedoch die Annahme, was passiert wenn wir vor der Polizei bei der Messerstecherei sind. - Hätte ich noch nie gehabt, wer schon mal die VW-Sharan WEGA-Sektorwagen mit quitschenden Reifen durch die Gassen Wiens rasen gesehen hat - deren Einsatzkräfte im übrigen auch gezielt darauf ausgebildet sind genau so durch die Straßen zu fahren, wird unschwer erkennen, das wir mit unseren Craftern da quasi keine Chance haben. Außerdem werde ich bei einem solchen Einsatzcode wenn ich am Einsatzort noch kein halbes Duzend Polizeiautos sehe, sicher nicht näher zufahren und schon gar nicht aus meinem Auto steigen - im übrigen weder mit und schon gar nicht ohne Schutzweste. Denn eines sollte man nicht vergessen, so eine Schutzweste ist ja recht nett aber macht nicht unverwundbar - ein Stich in Hals/Gesicht/Oberschenkel kann immer noch mein Ende bedeuten. - So wie im übrigen auch der tragischer Weise erschossene Polizist in Penzing selbst mit der besten Schutzausrüstung der Cobra nicht überlebt hätte - denn ein Schuss ins Gesicht ist mit großer Wahrscheinlichkeit ein Todesurteil, denn dagegen gibt es keinen technischen Schutz.

Wenn man ohne weitere Begleitmaßnahmen einigen Kollegen nun solche Westen umhängt, dann befürchte ich im übrigen nicht unbedingt einen besseren Schutz, sondern ein erhöhtes Risiko, da einige das Westerl mit einer Unverwundbarkeit gleichsetzen und in einer potentiell gefährlichen Situation nicht das Weite suchen würden, sondern Heldenhaft Hilfspolizei bis zum Eintreffen der richtigen Polizei spielen würden - DAS wäre meines Erachtens wirklich gefährlich.

Deeskalationsmanagement, SOPs mit entsprechendem Arbeitsmaterial, selbst im Hintergrund bleiben und auf die Polizei warten (y)

Exkurs

In welcher Form ist der orange Notrufknopf bei der MA70 programmiert? Hören alle mit oder wechselt das Gerät auf eine eigene Funkgruppe?

Es wird automatisch auf „alle hören mit“ freisprechen geschaltet, darüber hinaus geht bei der Leitstelle beim zuständigen Disponenten sofort eine Alarmmeldung am Schirm auf, wo sofort auch der Einheitenname der notrufenden Einheit angezeigt wird. Wird dabei durch das Team auch ein verbaler Notruf abgesetzt, bzw. ist durch Schreie/Streit/Lärm/etc. von einer Notlage auszugehen wird umgehend unter dem Einsatzstichwort Rettungskräfte in akuter Bedrohungs/Angriffslage die Polizei entsandt - was in etwa bedeutet dort fahren mindestens ein Duzend Streifen und WEGA-Sektorwagen im Tiefflug hin.

sieht man wieder wie sinnvoll man das ganze gestalten kann. das prozedere in NÖ ist ja wirklich zum vergessen. ein einfacher knopfdruck würde reichen bzw ein zauberwort, wo auch mein gegenüber nicht mitbekommt, dass jemand nach kommt (wobei wenn ich in not bin, soll der ruhig wissen, dass gleich die polizei auftauchen wird).

bezüglich schutzwesten hast du alles sehr schön heraus gearbeitet. es hat schon was von ironie, wenn ich auf der autobahn zb keine warnweste trage oder am BO das handfunkgerät nicht mitnehme, aber dann eine ausrüstung fordere, welche für extrem situationen ist, in die ich möglichst nicht kommen sollte.
alleine die anspielung mit dem vor der polizei eintreffen, zeigt dass die herren nicht ganz verstanden haben, worum es geht bzw wie sie sich verhalten sollen. die sache mit nürnberg entspringt übrigens einer rechten hetzer seit. offiziel wird drägt dort keiner eine unterziehweste im RD.

man kann sich ja immer noch zurück ziehen bzw kurz mit der polizei rücksprache halten.

am besten gleich eine kampfsportart erlernen :wink: - nur was man regelmäßig macht, kann man dann auch anwenden und sport ist gesund.

Funk-spezifisches wird hier weiterdiskutiert: viewtopic.php?f=38&t=750

Die ganze Schutzwesten Diskussion hat meiner Meinung nach den Sinn in der Öffentlichkeit zu zeigen das wir im Rd auch angegriffen werden. Eine Schutzwesten sollte nur Teil eines lösungspaketes sein mit deeskalationstrainings und selbstverteidigungstrainings.
Den alleine ist sie nur ein Teil wie die Beatmung bei der hwl. Aber nur zusammen mit anderen Maßnahmen kommt ein sinnvolles Ergebnis heraus.

warum ein Deeskalationstraining immer als das Wundermittel hingestellt wird. Es muss bewusst werden, dass bei manchen Volksgruppen das nichts bringt, wenn die mal auf 100 sind.

Ich glaube, dass sich viele solcher Probleme am besten mit Hausverstand lösen lassen.

Erfahrungsgemäß hegt niemand Aggressionen direkt gegen den RD. Auch von den Sturzbetrunkenen werden wir „freundlich“ empfangen- manchmal vielleicht zu freundlich…
„Heeey, s Roude Greiz is do, mein Späzl homs gestan schau wegafirt, des san voi leiwaund…“

Ein anderes Problem ist natürlich der Umgang mit „Fremden Kulturen“. Aber auch hier kann viel erreicht werden wenn man ruhig und sachlich erklärt, warum man z.B. der Frau ihr Kleid abnimmt um ein EKG zu schreiben. Letztendlich sind auch die froh, wenn ihnen geholfen wird.

Aber vielleicht bin ich am Land auch nur auf einer Art „Insel der Glückseligen“…

Das sieht in den sogenannten „Problemvierteln“ in Linz oder Wels schon ganz anders außer, geschweige denn in größeren Städten in den anderen Bundesländern :unamused:

…äh ja. Gestern am BO eingetroffen, vermeintliche Patientin mit den Worten: „Guten Tag, Berufsrettung Wien, was ist denn passiert?“ begrüßt, es kam die Antwort: „I hob eich ned gruafn, schleichts eich!“, „Können wir ihnen irgendwie helfen?“ - „Na schleichn soits eich hob i gsogt, i brauch ka hüfe und jetzt hauts endlich o und lossts mi in Rua!“
Naja das ist für Wiener Verhältnisse (in gewissen Kreisen) noch eher freundlich… - nicht selten fallen auch Schimpfwörter, es wird aufgerieben, geschubst, gestoßen und seltener aber doch auch gespuckt, geschlagen, getreten. Glücklicherweise sehr selten werden Kolleginnen und Kollegen tatsächlich bei Übergriffen verletzt, auch bedrohliche Gegenstände wie Stangen, Möbel, Messer, etc. werden zum Glück kaum eingesetzt. Einzelfälle wo das passiert, gibt es aber leider auch immer wieder. Die Wiener Polizei ist zum Glück nicht nur beim Notruf „RD wird angegriffen“, sondern auch bei den Nachforderungsgründen „RD wird bedroht“ und „Aggressiver Patient“ immer flott vor Ort.

Deeskalationstrainings ist als eine Maßnahme in einem Paket sinnvoll, zusammen mit selberverteidigung inklusive Messer Abwehr und entsprechender Vorkehrungen.
Nur eine unterziehweste hergeben ohne irgendwas bringt nichts, meiner Meinung nach.
Da sind begleitende Schulungen sicher sinnvoller bzw. im Paket notwendig.

Deeskalationstrainings bringt was um Situationen nicht hochkochen zu lassen.
Selbstverteidigung bringt etwas falls die Situation am überkochen ist.
Die Westen sind dann mein letzter Schutz falls deeskalation und Selbstverteidigung nichts gebracht haben.

Wobei es in einigen deutschen Großstädten auch so ist das der Rettungsdienst bereits Pfefferspray mitführt um Angriffe besser abwehren zu können, Vorallem gegen Messer und Flaschen ist das Spray besser als die bloße Hand.
Auch gibt es Tests mit Tonfas (oder wie man sie nennen will) am RTW.
Alles Möglichkeiten um sich zuschützen, aber wie eingangs erwähnt bringt nur ein Paket aus Maßnahmen etwas und nicht einzelne etwas.

Solche Situationen kenn ich. Für die Sanitäter auf den glücklichen Inseln - wie kommt es dazu?

Die Rettung fährt hin, weil ein „gutmeinender Mensch“ eine für Ihn unverständliche Situation gesehen hat und der Meinung ist, da gehört geholfen.
Leider vergewissert er sich nicht, ob der/die jenige überhaupt hilfsbedürftig ist. Er wählt 144 sein Gewissen und er sind im Reinen UND dann geht er weiter seinem Abendwerk nach.

Und nun kommen wir, der /die jenige weiß nichts von Ihrem weiteren Schiksal, ist zumeist erstaunt, erschreckt und verärgert, weil eben keine „Rettung“ gewünscht bzw. benötigt ist.

Zum Vergleich, eine „Normale Situation“: ich sitze Zeitunglesend auf einer Bank und plötzlich kommt jemand, für mich aus heiterem Himmel, und möchte von mir was. Rückt mir ziemlich nahe und misst schon den Blutdruck von mir bis ich erst begreife wurums geht. Ich schaue auf, rundherum stehen Passanten und haben ihr Smartphone in der Hand und auf mich gerichtet!

Wer, Frage, wer würde da nicht Fuxteufelswild!"? :smiling_imp:

https://www.youtube.com/watch?v=3Sb7VE4N9FA

da sieht man auch die tonfas (bei der polizei heißt er rettungsstock);

Passt auch gut:

link.springer.com/article/10.100 … OCjournals

ES = Einsatzstock :wink:

Passt leider gut zum diskutierten Thema - diesmal ein Vorfall aus OÖ: