Welche Themen gehören angepackt?

Liebe Sanitäter/innen,
ich bin Journalist in der Salzburger Redaktion der Kronen Zeitung und recherchiere momentan viel zum Rettungsdienst. Ein bisschen was habe ich dazu auch schon geschrieben:

krone.at/2798297
krone.at/2799383
krone.at/2800177
krone.at/2800872

Dieses multidimensionale und komplexe Thema möchte ich gerne in allen Aspekten und vor allem wasserdicht und sachlich aufarbeiten.
Es scheint ein großes Defizit zu geben, das von Politik und HiOrgs ignoriert bzw verleugnet wird.

Meine Fragen an euch:
Was würdet Ihr die Verantwortlichen fragen/gerne von ihnen wissen?
Gibt es irgendwelche Aspekte, die ich mir genau ansehen sollte? (Finanzierung, rechtliche Grundlagen, etc?)
Habt ihr sonst irgendwelche Tipps?

Bin für eure Beiträge wirklich dankbar! Gerne per Beitrag hier oder auch gerne per Mail an benedict.grabner@kronenzeitung.at :slight_smile:
Vertraulichkeit garantiert!

Vielen Dank und LG,

Benedict Grabner

PS: Die Position des BVRD ist mir bekannt!

Erstmals danke für den Beitrag! Das war der erste fachlich fundierte Artikel, indem die Notwendigkeit einer besseren Ausbildung, bzw. die Umsetzung des bestehenden SanG und Missstände aufgezeigt wurden. Bis dahin waren es ja eher schlecht recherchierte Artikel zum Notärztemagel in der Steiermark.

Schockiert hat mich um ehrlich zu sein die Reaktion des Landesgesundheitsrates von Salzburg. Von einem Politiker in der Position hätte ich zumindest einen runden Tisch mit Fachleuten zu der Thematik erwartet, aber ein anpatzen Niederösterreichs und ein passt eh alles, NFS brauch ma ned übertrifft meine schlimmsten Erwartungen.
Es gibt ein Positionspapier von der Fachvertretung der Anästhesiologen und anderen Experten und das wird völlig ignoriert, noch nichtmal die Notwendigkeit der Umsetzung des bestehendeb SanG erachtet er als notwendig. Selbiges gilt für OÖ und deren verantwortliche Politikerin.

Ich denke man sollte beobachten ob im Herbst tatsächlich Gespräche mit dem Gesundheitsministerium beginnen, ansonsten den Druck auf die Politik auf Landes und auch Bundesebene mit Unterstützung von Fachgesellschaften Ögari, Ögern, BVRD erhöhen. Ggf weiter Missstände aufzeigen und zeigen wie es andere machen und welche Vorteile daraus resultieren.
Unbedingt die Finger lassen sollte man von „ProRettungsdienst“, das ist keine vertrauenswürdige Interessenvertretung.

Danke für deine tollen Beiträge.

Meiner Meinung nach ist es wichtig der breiten Bevölkerung klar zu machen wie unser System funktioniert und wie andere Staaten das besser machen.
Dass Österreich einfach europäisches Schlusslicht ist im präklinischen Bereich und sich der Ärztemangel in Zukunft verheerendst auswirken wird.
Wenns keinen NA mehr gibt und zwei RS einen Infarktpatienten allein zu versorgen haben wird das nicht gut ausgehen!

Ohne die Unterstützung / Druck der Bevölkerung ist die Politik nicht gezwungen etwas zu tun.

Servus!

Mir würden folgende Punkte einfallen:

-Qualitätsmanagement (Gibt es eines abseits des verstaubten ÖRK Cirs? Wie geht man mit Beschwerden seitens Patienten/KH um? Gibt es eine Supervision? Können Mitarbeiter ihre Rolle als San1 verlieren(seit 1 Jahr kein Dienst, schlechte Leistungen, …)?
-Hygiene (Reinigung von KFZ/Geräten/Uniform/… allgemein bzw. nach Patientenkontakt)
-Ausrüstung der KFZ (Geräte, Personal) im internationalen Vergleich
Rechtliches: RS/ZDL beim Notfallpatienten, Pausen in der Arbeitszeit, Uniform mit zu geringem Anteil an Tagesleuchtfarbe

-RK spezifisch wie passen Grundsätze mit Rettungsdienst zusammen? „Freiwilligkeit“ mit vielen HA/ZDL oder „Unabhängigkeit“ während man wie eine private Firma für Gemeinden/Bundesländer RD gegen Geld anbietet.

Also jetzt auf Salzburg bezogen:

–Einsatzmittel werden nicht nach Qualifikation alarmiert. Das führt z.B. dazu, dass (in den letzten Monaten erlebt) der 2 RS RTW zur REA in die Pampa fährt, obwohl der NFS RTW auch auf der DST steht. Bei Anfahrtszeiten des NEF bei uns im Norden von 15 bis 30 Minuten doch teilweise echt Patienten gefährdend. Ebenso erlebt: Alarmierungstext „Hypoglykämie bewusstlos + NA“ und alarmiert wird der RS RTW, obwohl 2 NFS besetzte Fahrzeuge auch zur Verfügung stehen.

–Keine Fortbildungen für NFS. Es gibt einen Fortbildungstag alle 1-2 Jahre für NFS, das wars. Wir können keine Buchstabenkurse machen, außer wir zahlen sie uns komplett selber und dann muss man noch über die Anrechnung streiten.

–Praktische Ausbildung am NEF ist immer etwas ungut. Man Fühlt sich ein bisschen als wollen die NEF Sanis einen eigentlich nicht dabei haben. Außnahme davon ist mmn. Zell, da wars immer super. Z.b. NEF Stadt: Dienste im Praktikum nur geblockt unter der Woche. Man darf Dienst von 8-18:00 machen, obwohl die Dienste eigentlich von 7:00-19:00 gehen, führt dann dazu, dass man teilweise 2h lang im LKH aufs NEF wartet, weil 2 Einsätze hintereinander.

–keine existierende Qualitätssicherung. Einsätze werden selten Nachbesprochen (ändert sich gerade mit den Jungen NAs), kein Qualitätssicherungsmechanismus.

Das ist so zum speiben! Da gehört Mal ein konkreter Fall dokumentiert und veröffentlicht.
Und der Stöckl stellt sich hin und sagt NFS brauch ma nicht und es passt alles. So ein Politiker gehört mit nassen Fetzen aus’m Landtag gejagt.

Ja das gibt es - und was die Sache noch gemeiner macht, ist dass es in jedem Bundesland etwas anders ist. Um hier Österreichweit was hinzubekommen, müsste man das Ganze auch Österreichweit thematisieren. Was jetzt nach über 20 Jahren ja Gott sei Dank langsam anfängt. Deshalb: Danke!

Welche denn? Die Politiker? Landesebene oder Bundesebene? Die Funktionäre in der HiOrgs? Bezirks-/Landes-/Bundesebene? Die Chefärzte auf Landes- oder Bundesebene? Die Ärztekammer?

Kurz: Es gibt viel zu viele „Häuptlinge“ in einem System mit völlig unzureichenden Mindeststandards.

„Polemisch“ wäre zB. die Frage: Stellen sie sich vor, ein Kind hat eine allergische Reaktion auf einen Bienenstich. Das nächste Rettungsauto ist in wenigen Minuten vor Ort, der nächste Notarzt benötigt aber 25 Minuten. Es gibt in Österreich Orte, an welchen dieses Kind von (Notfall)Sanitätern der medizinischen Empfehlung und dem Stand der Wissenschaft entsprechend behandelt werden darf und kann.(kann = erlaubt und Material vorhanden) und deshalb gute Überlebenschancen hat. Es gibt aber auch Orte, an welchen Personal zum Einsatz kommt, dass das nicht kann/darf und es beim Eintreffen des Notarztmittels zu spät ist. Oder der Chefarzt der Organisation die notwendigen Maßnahmen (Medikamente) untersagt oder sie sogar gar nicht auf dem Fahrzeug vorhanden sind. Wie können sie das verantworten? (Zusatz: auch in zB. Tirol kann es sein, dass man „Glück“ hat und es kommt ein Auto mit NFS/NKV an Bord oder man hat Pech … und es kommen zwei RS, die nicht mal den EpiPen verabreichen dürfen, den sie aber dabei hätten)

(da gibts noch viele Beispiele die man bringen könnte - Stichwort Schmerztherapie zB.)

Die Medizin entwickelt sich stetig weiter. Warum halten sie es für ausreichend, in der Notfallrettung Personal einzusetzen, das die geringste und kürzeste Ausbildung aller Gesundheitsberufe hat?

Sehr, sehr viel. Finanzierung mal sicher weit vorne. Ich habs auch in Tirol immer wieder gesagt: „Wer zahlt, schafft an“. Die Endverantwortung für alles was im Rettungsdienst (nicht KT - der ist m.E. Privatwirtschaftliche zu regeln) passiert, liegt bei der Politik. Auch wenn es in Österreich HiOrgs gibt, die sich gerne hinstellen als die großen Macher. Machen tun sie das, was man sie machen lässt.

Rechtliche Grundlagen:

  • Werden bestehende Arbeits-Gesetze eingehalten? (Arbeitszeitgesetz, ArbeitnehmerInnenschutzgesetz)
  • Ist es wirklich legal - im Sinne des SanG - regelmäßig und bewusst Rettungssanitäter zu Notfällen fahren zu lassen als Organisation (Alle glauben, dass das so ist. Ausjudiziert ist da aber nichts)
  • Youtube Video zu genauem Zeitpunkt des Statements, Podiumsdiskussion vom 14.9.2022 Das was der Andreas hier sagt - 2 Minuten von dem Video ab verlinktem Zeitpunkt (Statement von Andreas Karl - Geschäftsführer RD Tirol gGmbH)
  • Qualitätsmanagement, „evidence based medicine“ in allen Facetten des Systems als Verpflichtung. Das betrifft auch Notärzt:innen. Nicht immer steigt die Qualität der Versorgung, nur weil ein ärztlich besetztes Einsatzmittel kommt.
  • Verringerung des „Diktats der Ärzte“. Das ist jetzt kein Ärzte-Bashing oder Statement gegen Ärzte in der (präklinischen) Notfallmedizin - ganz und gar nicht. Aber es darf zB. einfach nicht sein, dass ein einzelner Chefarzt alleine und quasi „wie er/sie will“ über zB. Arzneimittellisten entscheidet. Der Umkehrfall (Sanis machen das unter sich aus) wäre genauso schlecht. Die Aussage gilt genauso in Richtung Ärztekammer, die ja bei quasi allen Gesundheitsberufen eigentlich zu viel Macht hat und für Patienten positive Entwicklungen verhindert (hat).

Bitte, bitte dranbleiben. Und auch wenn ich die Notwendigkeit von Beispielen und auch manchmal Polemik oder „reißerischer Berichterstattung“ verstehe und vielleicht sogar nachvollziehen kann - trotzdem so sachlich wie möglich bleiben. Es geht am Ende darum, dass Menschen so gut wie möglich geholfen wird (Outcome, Geschwindigkeit, Qualität), und das sollte so objektiv wie möglich in ganz Österreich gleich gut sein oder sich zumindest reimen :wink:

Das gehört auch mal angepackt! Betreffend CO Warner
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