Hallo allerseits,
Ich hab ein sehr spannendes und noch etwas frischeres Fallbeispiel für euch. Gleich vorab die endgültige Diagnose ist bek. und die betroffene Person hat auch überlebt:
Einsatzcode; 33A1F (Anforderung durch 141/ÄFD) / FT: Unklare Übergabe; Rückenschmerzen??? Pneumothorax? Sturz geschehen?
Fahrzeug und Mannschaft; NKTW mit EKG: 1x NFS-Azubi, 1x PFA i.A. und RS, 2x erfahrene RS
Einsatzort; Privatwohnung, Mehrparteienhaus Dachgeschoss, nächste Maximalversorger 6 Min und 10 Min entfernt / 8 Uhr morgens / Keine Gefahren vor Ort / Angehöriger ebenfalls vor Ort und öffnet euch die Türe / Pat befindet sich in einem Nebenzimmer
Bereits vor betreten der Wohnung könnt ihr ein lautes schnarchendes Geräusch aus einem Nebenzimmer feststellen. Im Zuge dessen berichtet euch der sichtlich aufgeregte Angehörige, dass er bereits vor mehreren Stunden beim ÄFD anrief. Da die betroffene Person über die schlimmsten Rückenschmerzen ihres Lebens klagte. Da dieser akut keine Ressourcen zur Verfügung hatte, wurde seitens des ÄFD die Rettung alarmiert.
Beim Betreten des Schlafzimmers wird eine im Bett liegende Patientin im Alter von 67 Jahren angetroffen / Beim Ersteindruck könnt ihr keinen willkürlichen Harn-, und Stuhlabgang feststellen, kein Erbrochenes, eine Menge Medikamente lassen sich auf ihrem Nachttisch erkennen / Sie ist blass, offensichtlich schweißig, zyanotisch und reagiert nicht auf eure Annäherung, Spontanbewegungen sind jedoch erkennbar
Die Patientin reagiert erst ungezielt auf Schmerzreiz, Augen bleiben weiterhin geschlossen
Aufgrund des initialen Bewusstseinszustandes wird seitens des Lenkers bereits frühzeitig der Abtransport vorbereitet (Bergetuch, Sessel, Liege), parallel dazu wird seitens des anderen RS eine Fremdanamnese und psych. Betreuung des Angehörigen im Nebenraum veranlasst. Um den NFS Azubi und die PFA i.A. / RS ein ruhigeres Arbeitsumfeld zu schaffen. Zusätzlich wird per Funk aufgrund der unklaren Bewusstseinsveränderung ein NEF angefordert. Dieses hat eine Anfahrtszeit von zirka 20 Minuten.
Hauptbeschwerde (vorläufig) für euch ist also mal der fragl. Rückenschmerz, sowie die Bewusstseinstrübung
X: Keine feststellbar
A: Verlegung der Atemwege durch die Zunge des Patienten, sowie eine Schaumbildung. Welche mittels Absauger mit dem kleinsten Lumen abgesaugt wird. Atemwege werden zunächst mittels Esmarch Handgriff offen gehalten. Wendltubus wird seitens Patienten zunächst gut toleriert.
B: Beim Auskultieren der Lunge fällt euch auf, dass die Pat links ein schwer feststellbares Rasseln aufweist, und rechts keine Geräusche feststellbar sind. AF ist tachypnoeisch, flach und stark angestrengt. Sowie zunehmend erschöpft. Spo2 (Raumluft); 64% → bei 15 L/Min über Maske mit Res. ist die Sättigung bei 72%, eine deutliche Zyanose ist ebenfalls zentral zu erkennen. Thorax hebt/senkt bds. gleich // Aufgrund der flachen, angestrengten Atmung sowie kritisch niedrigen Sättigung wird eine BMB vorbereitet. Da die Pat. einen difficult Airway (ROMAN) aufweist, sieht das Backup eine Vorbereitung einer ETI im Fahrzeug vor.
C: Periphere Pulse (Extremitäten) sind kaum tastbar, arrhythmisch und normofrequent im unteren Bereich. ReCap Zentral 4,5 Sekunden. Hautzustand; Blass, kühl und schweißig, Herztöne sind nur schwer zum erkennen
STU: Keine Verletzungen
D: GCS8 (-4 Keine; -3 Unartikulierte Geräusche, -1 Schmerzreiz ungezielt), BZ; 181, ZÖPS n.e. / FAST nicht erhebbar bzw. Speech könnte man aufgrund von unklaren Kommunikationsversuchen evtl. noch reinnehmen / Pupillen verlangsamt auf Licht, mittelweit bds. gleich / Babinski löst nicht aus
E: In der Fremdanamnese konnte euer Kollege bereits erheben, dass die Pat in der Nacht über veränderte (ungewöhnlich starke) Rückenschmerzen klagte. Weshalb der besorgte Partner 141 rief, um eine akut Visite zu organisieren. Des Weiteren erfahrt ihr, dass eure Pat. bereits als Eigentherapie verschiedene Schmerzmittel einnahm. Nämlich Buprenorphin (Pflaster) und Novalgin. Wie viel von beiden eingenommen wurde, kann dieser euch jedoch nicht sagen. Da er zu diesem Zeitpunkt in der Küche mit dem ÄFD telefonierte. Allergien oder Lebensmittelunverträglichkeiten sind lt. Angehörigen nicht bekannt.
Medikamente:
Furosemid, Buprenorphin, verschiedene Betablocker, Schmerzmittel und Blutverdünner (welcher genau weiß ich leider nicht mehr)
Vorerkrankungen; Mammakarzinom, art. Hypertonie, chr. Lumbargo, Herzinsuff.
Der letzte „normale Zustand“ soll lt. Angehörigen in der Nacht gewesen sein. Nachdem sich die Symptomatik zunehmend verschlechterte wurde der ÄFD erneut konsultiert und der RD telefonisch verständigt.
Die Ursache/Ereignismechanismus ließ sich in der akuten Situation nicht eindeutig feststellen
Risikofaktoren; Pat. seit 2 Wochen nicht mobilisiert worden, Adipositas
Vitalparameter und EKG:
RR: 86/40 (bds.) / HF: 60 arrhythmisch / Temp; 37 Grad / BZ 181 / Spo2: 72% bei lf. O2 Gabe / EKG; Bradyarrhythmia absoluta
Weitere Maßnahmen; CPR Bereitschaft, und Vorbereitung für Abtransport aus Wohnung
Was wären eure Vorläufigen Verdachtsdiagnosen. Tipp vorab, es war nicht das offensichtlichste. Sowohl das NEF, als auch wir waren bis zum Schluss weitgehend unschlüssig was unser Pat. nun hatte. Den zweiten Teil, wenn das NEF da ist, hänge ich als Kommentar dann an.