Leukämie und SpO2

Hallo!

Ich brauche mal den Rat von euch bei einer sicher laienhaft wirkenden Frage:

Wirkt sich Leukämie auf den messbaren Wert der Sauerstoffsättigung aus?
Kann es sein, dass ein Patient mit Leukämie einen deutlich niedrigen SpO2-Wert hat, und das für ihn „normal“ ist?

Ich habe leider nichts entsprechendes in Google gefunden.

Vielen Dank für eure Hilfe.

Bin leider kein Arzt, aber mein Gedankengang:
Leukämie → Anämie → Hämatokritabfall → Hypoxie

Nachdem der SpO2 aber das Verhältnis von gesättigtem Hämoglobin zu Gesamthämoglobin darstellt, sollte es nur aufgrund der Leukämie keinen SpO2 Abfall geben.

Man verbessere mich

Das würde ich (als nicht Arzt) auch so nachvollziehen. Ich würde sogar einen eher hohen Wert erwarten (Pat. Hat Atemnot trotz 99% da einfach zu wenig Hämoglobin zur Verfügung steht).

Ich habe auf Google folgendes gefunden:

SaO2/SpO2 sowie PO2 müssten laut dem bei einer Anämie normal sein, lediglich die cHb ist verringert - trotzdem besteht natürlich eine Hypoxämie.

Also direkt durch die Anämie verursacht, meiner Meinung nach wohl nicht. Eine Anämie kann zwar so viel ich weiß auch eine Hyperventilation und damit eine Hyperkapnie verursachen. Ob das Gegenteil - also eine Hypoventilation und eine daraus resultierende O2 Sättigung ebenfalls möglich ist, ist mir ehrlich gesagt nicht bekannt - wäre aber der einzige mit der Anämie in Verbindung zu bringende Grund, der mir momentan einfällt.
Vielleicht kann ein Arzt dazu näheres sagen?

Irgendwie vermischen sich da für mich einige Begriffe. Laut Überschrift war die Frage nach Veränderung der Sauerstoffsättigung SpO2 bei Leukämie, also einer Erkrankung des blutbildenden Systems, gefragt. Dabei kommt es zu einer vermehrten Bildung von unreifen weißen Blutkörperchen (Leukozyten), die keinen Einfluss auf die Sauerstoffsättigung haben. Leider haben sowohl chronische wie auch akute Leukämien keine spezifischen Symptome.

Aufgrund der Ursache im blutbildenden System kommt es früher oder später jedoch auch zu einem Mangel an den anderen Blutbestandteilen (rote Blutkörperchen und Blutplättchen). Dadurch kommt es zu einer Anämie, also einem Mangel an roten Blutkörperchen. Diese transportieren, gebunden an Hämoglobin, den Sauerstoff. Das Pulsoxymeter misst die Relation zwischen beladenem Hämoglobin zu nicht mit Sauerstoff beladenem Hämoglobin (darum hat der Wert auch keine Einheit sondern wird in Prozent angegeben). Diese Relation verschiebt sich bei einem tatsächlichen Mangel an Erythrozyten jedoch NICHT, der arterielle Sauerstoffpartialdruck bleibt unverändert. Es gibt sowohl zu wenige unbeladene wie auch beladene rote Blutkörperchen.

Als Auswirkungen der geringeren Sauerstofftransportkapazität kommt es zu Tachypnoe und Tachycardie, die mittels Pulsoxymeter festgestellt werden kann. Auch hier ist der Körper bei einer langsam, chronisch fortschreitenden Anämie sehr anpassungsfähig, sodass auch sehr niedrige Hb-Werte toleriert werden können - im Unterschied zu einer akuten Anämie.

Zusammenfassend:
Das genaue Auftrennen in Leukämie und Anämie ist aufgrund der Pathogenese der Leukämie nicht möglich. Trotzdem kommt es zu keinen Änderungen der Sauerstoffsättigung, die mittels Pulsoxymeter detektiert werden könnte.

Magst du uns mehr dazu erzählen, war das ein Einsatz oder ein Gedankenspiel?

Ein Einsatz. Eine Patientin mit Leukämie (AML), mehrfach erfolglos chemotherapeutisch therapiert, bei der bereits palliativmedizinische Behandlung angedacht wurde.
Auffallend war der SpO2-Wert von angeblich nur 73 Prozent, obwohl die Patientin kein pathologisches Atemmuster zeigte und auch nicht zyanotisch war. Eventuell lag es auch nur an einer schlechten Durchblutung der Finger. Aber dann kam ich ins Grübeln, ob es auch mit ihrer Haematologischen Grunderkrankung zu tun haben könnte.