Rettungsmittel nachbesetzen

Fett durch mich.

Wenn man sogar DGKP (FH) in Ausbildung ist sollte man zumindest ein bisschen Ahnung haben wie die Finanzierung so funktioniert (Wundert mich, Public Health ist inzwischen fast überall mit ein paar Semesterwochenstunden dabei, gerade an der „wissenschaftlichen“ FH, wo man als BScN einen MSc in Public Health machen könnte).

Wir haben in Österreich das LKF-System, dh jeder Leistung ist ein gewisser Punktwert zugeordnet (Da gibts einen Leistungskatalog) und das Spital bekommt so viel Geld wie es Punkte gemacht hat. Dh es ist für das Spital sehr attraktiv die Leute so früh wie möglich zu entlassen, da sie immer gleich viel Geld bekommen, egal ob der Patient 3 oder 13 Tage ein Bett belegt.

Vorteil: Das Spital bekommt eben nicht mehr Geld wenn die Patienten länger liegen.

Nachteil: Die Menschen werden oft viel zu früh entlassen. Das führt zb nach orthopädischen OPs insgesamt zu Mehrkosten, da die Patienten dann uU zuhause stürzen oder der Heilungsverlauf aus anderen Gründen beeinträchtigt wird.

Nachteil für die Spitäler: Wie viel Geld es gibt ist budgetiert und damit fix, dh in der Praxis: Je mehr Punkte erwirtschaftet werden, desto weniger ist der einzelne Punkt wert (Punktwert = Budget/Anzahl der Punkte).

Ich kenne das Problem auch eher mit zu früh entlassenen Patienten.

Frau XY hat seit Monaten „Hüftweh“. Jetzt ist sie Samstag Mittag gestolpert, die Hüfte tut jetzt noch mehr weh als sonst.
Also Ruft die Familie 141 an und fragt ob der Diensthabende Hausarzt mit dem „Sprizerl“ des sie beim Dr. YZ jede Wochn griagt vorbei schaun kau.
HÄND sagt: Najo, wauns gschtiatz is, soit mas im Kraungahaus rentga lössn. I schik ihna d Rettung.
RD kommt, hilft der Frau, mit der Krücke gehend, ins Auto und fährt sie auf die Unfallambulanz.
Dort wird sie kurz geröntgt, erhält eine Schmerztherapie, ein Rezept für Novalgintropfen und wird nach ca. 1h mit der Rettung wieder nach Hause geschickt…
Da die Apotheke jetzt zu hat, wolln die Angehörigen das Novalgin am Montag in der Früh hohlen…
Um Mitternacht geht der nächst Anruf in der LST ein, die Frau XY hat wieder solche Schmerzen…
Also wird wieder ein SEW losgeschickt, die Frau XY wieder ins KH gefahren. Natürlich nicht auf die Unfallambulanz, sie ist ja nicht akut gestürzt, sondern ins Aufnahme KH. Dort ähnliches Spiel wie bereits am Nachmittag, 1-2h später muss wieder ein SEW ausrücken, um die Dame nach hause zu bringen…

Fazit: Rettungsmittel insgesamt für mehr als 6 Stunden gebunden!!!
Und dann wundert sich noch wer, warum immer öfters kein Rettungsauto mehr verfügbar ist…

P.S: Wir nennen solche Situationen liebevoll „Patienten-Ping-Pong“

Jein, die 100% Auslastung, das kein freies Rettungsmittel mehr vorhanden ist, ist auch in der Stadt gegeben. Die Übergabe im Krankenhaus ist leider nicht immer so schnell erledigt, wie man sich das wünschen würde.

Durch eine Trennung RTW/NKTW egal welcher Organistion fährt unter der MA70 nur Notfalleinsätze werden selbige nicht für Krankentransporte herangezogen. Hier läuft es genau umgekehrt: KTWs die normal nur KTs fahren können für Einsätze herangezogen werden (z.B. Verletzung ungefährliche Körperregion, Kranke Person keine Notfallleitsymptome gemäß Abfrageprotokoll, etc.), die Kapazität der RTWs geht quasi davon aus, das man eh alle diese Einsätze an NKTWs/KTWs anbringt, das spielt es jedoch immer öfter leider nicht, da die KTWs mit KTs voll ausgelastet sind. Dann müssen die RTWs auch für die niedrig priorisierten Einsätze herangezogen werden und irgendwann ist alles unterwegs und aus die Maus.

Nachbesetzungen für zusätzliche Autos über dem Soll, sind im Regelbetrieb nicht vorgesehen - ich nehme an bei den Organisationen sieht es ähnlich aus. Bei der MA70 Personal auf Abruf sind die Rettungshelfer, welche bei Bedarf einsetzt werden können - insbesondere um erkrankte Kollegen zu ersetzen. Nachbesetzt werden falls möglich Autos die aufgrund von Krankenständen ausfallen. Die Nachbesetzung funktioniert so schnell wie das benötigte Personal da ist bzw. zwischen den Stationen zusammengetauscht wird. (z.B. weil auf der Station A ein Lenker fehlt, die Station B einen Lenker als Sani fahren hat und die Station C einen Sani als Überstand → Sani muss von C auf B damit der Lenker von B nach A kann) - Das kann binnen einer halben Stunde sein, aber eventuell auch ein paar Stunden dauern, wenn ein Rettungshelfer extra kommt und der gerade irgendwo im tiefsten Niederösterreich daheim ist. Ansonsten sind Nachbesetzungen mit Mannschaften aus ihrer dienstfreien Zeit nur im Großschadens/Katastrophenfall auf Überstundenbasis vorgesehen.
Eine Mindestvorhaltung gibt es nicht, was da ist ist da, was damit passiert obliegt dem diensthabenden Disponenten. Er hat seine SOPs, die sehen meines Wissens jedoch die 100% Auslastung im Regelbetrieb nicht unbedingt vor. Ob er jetzt den letzten freien RTW wegen einer Schnittwunde Finger schickt oder ihn zurückhält für einen eventuell dringenderen Einsatz bleibt letztendlich seine Entscheidung. Allerdings gibt es wie gesagt SOPs, ich weiß nicht inwieweit diese da Spielraum geben und er muss letztendlich gut rechtfertigen können falls er diese nicht einhält - und so eventuell ein Rettungsmittel nicht schickt, obwohl eine frei wäre.

Gibts bei euch keinen Notdienst?

Doch, aber den „belästigt“ man doch nicht am Wochenende…
Oder man weiß nicht, dass es ihn gibt…
Oder die Notdienstapotheke ist zu weit weg (meist nur eine pro Bezirk)…

Meist einer oder mehrere dieser Gründe.
Da ruft man lieber den RD, die sind ja für sowas da und die kommen auch relativ schnell zu einem nach hause…

Wegen einem nicht vorhandenen Medikament, trotz vorhandenen Apothekennotdienst einen KTW/RTW senden? Na kommt ja überhaupt nicht in Frage - Verweis auf ÄBD oder 1455 und fertig. Da rückt bei uns keiner aus …

Das mit den nicht vorhandenen Medis wird beim Notruf natürlich nicht erwähnt, darauf kommt man, je nachdem wie gründlich man seine Anamnese erhebt erst am EO, zufällig im Gespräch am Weg ins KH oder gar erst in der Notaufnahme, wen dann die Schwester danach Fragt.
Das mit an den ÄBD (bei uns HÄND) verweisen ist auch keine Option, wir haben ja den Transportauftrag erhalten und können/dürfen nicht einfach den Patienten daheim lassen und ihm sagen, er soll 141 anrufen weil wir für sein Wehwehchen nicht zuständig sind…
Bestenfalls könnten wir den HÄND nachfordern, sofern der nicht gerade im tiefsten Hinterland herumgurkt. Ob sich der dann für eine Belassung entscheidet oder nicht doch lieber „zur Sicherheit“ einen Transportschein und Einweisung ausstellt lässt sich, sofern man weiß, welcher Arzt Dienst hat, sehr leicht erraten.

Das stimmt so nicht. Ich würde in dem vorherigen Beispiel die Frau XY zuhause belassen, wenn ich sicherstellen kann, dass nur aufgrund der fehlenden Medikamenteneinnahme die Schmerzen aufgetreten sind und kein neues Beschwerdebild vorliegt.

Im SanG steht ja, dass ein Sanitäter zuständig ist für die Betreuung und Behandlung kranker/verletzer Personen, die medizinische Hilfe bedürfen.
Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass die vergessene Medikamenteneinnahme KEINE Indikation für den Transport ins KH ist und der Sanitäter die Patientin zuhause belassen kann.
(vgl. Dr. Hamlich RD Symposium 2015)

Tja, hängt dann von der Abfragequalität der Leitstelle ab - ebenso ob diese gleich an den ÄBD oder HÄND verweist. Also wenn bei uns durch die Abfrage nicht eindeutig sichergestellt ist, ob das nicht eventuell was für den ÄBD ist, wird auch zu diesem verweisen bzw. halt gleich verbunden. Also wenns nicht eindeutig was für einen KTW ist (und der Anrufer nicht ausdrücklich einen solchen wünscht), bekommt er mal den Arzt an den Hörer.

als Sani gehört es auch dazu, mal die Sache klar zustellen und einen Transport nicht durch zu führen. Auch wenn es von den Verantwortlichen eine auf den Deckel gibt, weil einem ja die Transportkosten entgangen sind!

Richtig! Genauso wie ich keine Patienten, oft sogar ziemlich jung, wegen einer Grippe transportiere. Vorallem wenn sie gehfähig sind und die Angehörigen mit dem Privat PKW hinterher fahren.

Interessante Ansätze.
Aber so etwas darf man bei uns auf der Dienststelle nicht mal andiskutieren.
Da heist es nur: Du hast den Transportauftrag und der ist nicht zu hinterfragen. Wenns dir nicht passt, lass es bleiben!

Kenne ich nur zu gut. Nur sind es bei uns andere Themen, welche nicht angesprochen werden dürfen (z. B. RTW fährt Krankentransporte :unamused:)

Musst deinem Kommando nur unauffällig den folgenden Link zukommen lassen https://youtu.be/OK3ZYgjYAgw?t=1h28m39s :laughing:

Und um die ursprüngliche Frage zu beantworten:
Wenn der RTW weg ist und ein hoch-priorisierter Einsatz in dessen Versorgungsbereich ansteht wird eine Nachbesetzungsschleife ausgelöst, d.h. ein Bruchteil der SEG-Leute haben diese auf den DMEs programmiert und es steht auch klar davor, dass es eine Nachbesetzung ist und kein MANV/GUF. Voraussetzung: Es steht überhaupt ein weiteres Fzg auf der Dienststelle. Parallel dazu wird der nächst-gelegene Regeldienst-RTW alarmiert, da ja nicht sichergestellt ist, dass jemand einrückt. Unter Umständen steht eh ein RTW zur Gebietsabsicherung (Flächendecken), dann wird auf eine Nachbesetzung verzichtet, sofern die Eintreffzeit vertretbar ist (niedrige bis mittlere Priorität).
Manchmal wird die Nachbesetzung auch bei größeren Unfällen (nicht GUF) gemeinsam mit dem Dienst-RTW alarmiert, damit schnell ein 2. Auto am Einsatzort sein kann. Je nach Motivation der einrückenden Mannschaft bleiben sie auch manchmal auf der Ortsstelle in Bereitschaft mit dem 2. Fahrzeug, bis die Dienstmannschaft wieder da ist.
Für KTs gibts bis auf die Fernfahrten keine Nachbesetzungen, würd vermutlich auch keiner kommen. RTWs werden nur in den bereits dargelegten Fällen belegt (nicht der letzte freie RTW bzw. Ortsfahrt).

Also im westlichen NÖ ist nichts mit RTW zurückhalten. Hier herrscht die Meinung vor, die Räder haben zu rollen. RTW´s werden standardmäßig vordisponiert und fahren auch dann wenn alles belegt ist zu Krankentransporten aus. Über die Nachbesetzung wird nicht viel nachgedacht, da ja in der Zeit ohnehin nichts passiert, denn wie oft kommt denn das schon vor? Nachbesetzung gibt es vereinzelt durch SEM/SEG, ansonsten wird der 20km weiter entfernte RTW geschickt und am Ende gelobt wie toll nicht die zusammenarbeit mit den Nachbardienststellen funktioniert (ist auch so aber in dieser Thematik soll es einfach den fehlenden Rückhalt kaschieren). Hingehend zur NEF Umstellung gibt es die Meinung, ja mei da warten wir halt auf den weiter entfernten RTW wir versorgen ja eh vorher den Patienten, den RTW brauch ma nur zum Transport (Anmerkung großteils T5 HD, sprich oftmals ungeeignet), oder wir nehmen einfach den Zivi KTW, denn tragen können die ja auch. Jedoch wird auch bei belegtem NEF meistens kein RTW zurückgehalten.

Kurz gesagt, Nachbesetzung gibt es teilweise durch SEM/SEG welche durch 144NONÖ alarmiert werden (Handy, ev. Pager) und dann Rückmeldung über Einsatzbereitschaft geben. Ansonsten kommt der nächstgelegen RTW der gerade keinen Krankentransport fährt. Rückhalt der RTW´s unter Tags oft nicht gegeben und Transporte sind da eigentlich das Hauptgeschäft der Fahrzeuge. Spricht man das Problem an fallen alle aus den Wolken und man wird zum Rapport zitiert, da dies ja alles unhaltbare Sachen sind die so nicht stimmen und eigentlich ist alles ja halb so schlimm…